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Mandantendepesche Mallorca2030 - MEINUNG DES TOURISMUSMINISTERIUMS

Lust auf Zukunft

Eine Publikation der European@ccounting Center of Competence®Mallorca 2030 3 MEINUNG DES TOURISMUSMINISTERIUMS Wohin darf die Reise gehen? Rekord-Sommer auf Mallorca. Alles wieder gut? Weit gefehlt. Für einen langfristigen Erfolg als Urlaubsreiseziel benötigt die Insel ein neues nachhaltiges Tourismus-Model. Doch wie soll das aussehen? M allorca steht vor einem Rekordsommer. Mal wieder. Denn auch in den vergangenen Jahren sind die Besucherzahlen ein ums andere Mal gestiegen. Was zunächst von vielen als Zeichen für das nahende Ende der Wirtschaftskrise begrüßt wurde, führt bei genauerer Betrachtung schnell zur Ernüchterung. Denn die stetig wachsende Zahl der Touristen hat im Laufe der Zeit nicht dazu geführt, den wirtschaftlichen Wohlstand für alle zu steigern. In den vergangenen 20 Jahren hat sich vielmehr eine bemerkenswerte Fehlentwicklung gezeigt: In den 80ern, als durchschnittlich etwa 6 Millionen Menschen pro Jahr ihren Urlaub auf Mallorca verbrachten, führten die Balearen den spa- nienweiten Vergleich des Pro-Kopf-Einkommens an. Heute, mit jährlich fast 14 Millionen Besuchern, sind die Inseln auf den 7. Platz abgerutscht. Ein neues Tourismusmodell ist gefragt Um diese Negativ-Entwicklung zu stoppen und umzukehren, brauchen wir ein anderes, besseres Tourismusmodel, das auf Nachhaltigkeit beruht - und zwar sowohl auf eine ökologische, als auch auf eine wirtschaftliche und soziale Nachhaltigkeit. Im Klartext: einen Tourismus, der sich mit dem Erhalt der auf den Inseln einzigartigen Natur vereinbaren lässt, der auf lange Sicht zu einem gerechter verteilten Wohlstand aller beiträgt und der der Gesellschaft ein friedliches und ziviles Miteinander ermöglicht. Dies gelingt nur, wenn mehr auf Klasse als auf Masse gesetzt wird. Wir müssen die territorialen Auswirkungen begrenzen, die natürlichen Ressourcen schonen, und gleichzeitig die Wett- bewerbsfähigkeit steigern. Der aktuelle Boom der Balearen ist nicht in erster Linie eine Eigenleistung: Die Inseln profitieren in diesem Jahr wie selten zuvor vom Unglück anderer touristischer Ziele am Mittelmeer, von den Auswirkungen von Terror und Krieg in Nordafrika und dem Nahen Osten. Wenn die Mitbewerber sich erholen - und das wünschen die Inselbewohner, die sehr wohl wissen, was eine wirtschaftliche Abhängigkeit vom Tourismusgeschäft bedeutet, ihren Nachbarn von ganzem Herzen - dann werden die Balearen preislich nicht aufgrund der unterschiedlich hohen Lohn- und Produktionskosten mit anderen Mittelmeeranrainern mithalten können. Die einzige Chance ist, sich auf die Alleinstellungsmerkmale der Inseln zu konzentrieren: auf die einzigartige Natur, die - auch mit Hilfe der zum 1. Juli in Kraft tretenden Steuer für nachhaltigen Tourismus - geschützt werden muss. Auf die inseleigene Kultur und Geschichte und auf das gastronomische Angebot. Die Ansprüche der Touristen verändern sich heutzutage ebenso wie der technische Fortschritt. Urlauber von heute suchen nicht allein nur die Erholung am Strand. Sie suchen Erlebnisse. Um diesen Ansprüchen gerecht zu werden, muss auch über die Kapazitäten der Inseln neu nachgedacht werden. Wenn der Strand zu voll und die Schlange vor der Kathedrale zu lang wird, dann verwandelt sich der Urlaubsgenuss schnell in Überdruss. Gerade Hoteliers, die an erster Stelle an den Besuchern verdienen, sollten daran interessiert sein, dass sich Urlauber auch noch in zehn, zwanzig oder dreißig Jahren hier wohlfühlen. Und auch auf die Bevölkerung muss Rücksicht genommen werden. Genervte Einheimische sind keine guten Gastgeber - und Urlauber werden nicht wiederkommen, wenn sie allein ob der schieren Masse, in der sie in den Sommermonaten auftreten, als Störfaktor wahrgenommen und behandelt werden. Auch die seit Jahren rasant wachsende Zahl von Ferienwoh- nungen hat den Eindruck der Überfüllung verstärkt. Dass eine Nachfrage von Seiten der Touristen vorhanden ist, steht außer Frage. Gerade deshalb hat sich die Regierung vorgenommen, diese Art der Ferienvermietung gesetzlich zu regeln. Zum einen mit Hinblick auf die Urlauber, denen gewisse Qualitätsstandards zugesichert werden müssen - zum anderen auch mit Blick auf die Bevölkerung, die ein Recht auf den Zugang zu bezahlbarem Wohnraum hat. Beide Bedürfnisse ins Gleichgewicht zu bringen, wird nicht einfach sein - ist aber unabdingbar. Um ein effizientes und langfristig erfolgreiches Tourismus- konzept auf die Beine zu stellen, braucht es zunächst einmal verlässliche Daten. Fakten und Zahlen über die Bedürfnisse der Urlauber, aber auch Informationen über die Auswirkungen des Tourismusgeschäfts auf das gesamtwirtschaftliche Modell der Inseln gibt es kaum. Dass die Regierung nun entsprechende statistische Modelle entwickelt, ist ein guter und notwendiger Schritt in die richtige Richtung. Fahrrad-Tourismus als Vorbild Natürlich kann das Tourismusmodell der Inseln nicht von heute auf morgen neu geschaffen werden. Es braucht Zeit, passende Produkte zu entwickeln. Dass ein langer Atem sich auszahlt, lässt sich am Beispiel des Fahrradtourismus auf Mallorca aufzeigen. Profi- und Amateursportler finden auf den Inseln gerade in der Nebensaison ideale klimatische Trainingsbedingungen. Die Insel bietet von ebenen Strecken bis zu anspruchsvollen Bergtouren einen breites Angebot an landschaftlich schönen Routen. Die Hotels, die sich frühzeitig auf die Bedürfnisse der Radsportler ein- gerichtet haben, öffnen so früh im Jahr wie kaum sonst jemand. Die Politik zieht nach, in dem sie Straßen und Verkehrssicherheit verbessert, Barbetreiber bieten spezielle Radler-Menüs an, und die Eröffnung von Fachgeschäften generiert weitere Arbeitsplätze. Die Inseln brauchen mehr solcher Nischenprodukte, die vor allem in der Nebensaison Besucher anlocken. Wenn die nötigen Investitionen in den Erhalt der Umwelt, die Instandsetzung von Denkmälern und historischen Gebäuden sowie eine professionelle Ausbildung der im Urlaubergewerbe angestellten Einheimischen umgesetzt werden, dann kann der Wandel von der Quantität zur Qualität gelingen - und ein nach- haltig betriebener Tourismus den Inseln auch in Zukunft als Hauptwirtschaftszweig erhalten bleiben. ■ Alexandra Wilms ist Leiterin der Presse-Abteilung des balearischen Tourismusministeriums. Sie lebt und arbeitet seit mehr als 15 Jahren auf Mallorca Foto:©DanielErnst,fotolia.com Center of Competence®Mallorca 20303

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